Als wir entschieden hatten, aus der Aktion eine Spendenaktion zu machen, war uns sofort klar, dass die Spenden in irgendeiner Art und Weise Kindern in Bolivien zu gute kommen sollen. So kamen wir fast zwangsläufig auf die Fundación Arco Iris (übersetzt: Hilfswerk Regenbogen).
Die Organisation war mir schon von unseren Bolivien-Aufenthalten ein Begriff. Doch nachdem ich mich die vergangenen Monate intensiver mit ihr beschäftigt habe, bin ich wirklich beeindruckt von dem Netzwerk an Projekten, die sie sich in ihrer 28- jährigen Geschichte aufgebaut hat und mit dem sie Kindern, Jugendlichen und Familien in nahezu jeder Lebenslage ein Hilfsangebot machen können.
Die Fundación Arco Iris ist eine Organisation nach bolivianischem Recht. Sie organisiert sich überwiegend durch Spenden aus Deutschland. Diese Spenden sammelt der Verein zur Förderung der Straßenkinder in Bolivien e.V. Rottweil, von wo aus sie dann ausschließlich den Projekten der Fundación Arco Iris zugute kommen. Den genauen Ablauf der Spendenabwicklung findet ihr hier. Der Verein ist ein gemeinnütziger Verein nach deutschem Recht und unterliegt der Kontrolle der deutschen Finanzbehörden. So darf der Verein auch Spendenbescheinigungen ausstellen. Das Bildmaterial und auch inhaltliche Informationen wurden mir freundlicherweise von dem Verein zur Förderung der Straßenkinder in Bolivien e.V. Rottweil zur Verfügung gestellt.
Gegründet wurde die Fundación Arco Iris 1994 von dem deutschen Pfarrer Josef Maria Neuenhofer. Er widmete sein Leben den Kindern in La Paz und wurde dort bald unter dem Namen „Padre Jose“ bekannt.
Man kann nur erahnen wie groß die Aufgaben zu Beginn wohl gewesen sind. So wurden aus dem ersten Wohnheim für minderjährige Mädchen (Niñas Obrajes) im Laufe der Zeit mehrere Wohnheime und Projekte. Heute profitieren jedes Jahr 6500 Kinder, Jugendliche und Familien von der Arbeit der Organisation.
In den folgenden Abschnitten möchte ich die verschiedenen Projekte kurz vorstellen:
Das Wohnheim Niñas Obrajes:
Das Niñas Obrajes ist das erste und somit auch das älteste Wohnheim. Hier leben bis zu 120 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 5 und 18 Jahren. Sie haben körperliche Gewalt, sexuellen Missbrauch, Hunger und Krankheit erlebt und wuchsen ohne feste Bindung zu einem Erwachsenen auf. Das Wohnheim bietet ihnen ein Zuhause. Sie erhalten eine fachmännische psychologische und medizinische Betreuung. Außerdem ein breitgefächertes Freizeit- und Bildungsprogramm. Zunächst werden sie in ihrer Schullaufbahn unterstützt und mit 16 Jahren wird ihnen dann die Möglichkeit einer technischen Ausbildung geboten.
Das Wohnheim Casa Esperanza:
Das Wohnheim Casa Esperanza ist das Jungenwohnheim. Es hat Platz für bis zu 70 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 18 Jahren. Es funktioniert nach dem selben Prinzip wie das Mädchenwohnheim. Angebunden an das Casa Esperanza ist das Jugendzentrum Mutual la Primera. Es bietet Jugendlichen des Stadtviertels unter anderem eine Bibliothek, einen Computerraum mit Internetzugang, einen Fest- und Theatersaal und auch Musik- und Tanzkurse.
Das Wohnheim Casa Refugio:
Dieses Wohheim richtet sich an minderjährige schwangere Frauen und Mütter. Meistens handelt es sich um minderjährige Frauen die vergewaltigt, gedemütigt und dann, als sie schwanger waren, von ihren Familien verstoßen wurden. Diesen jungen Frauen bleibt dann mit ihren Kindern oft nur der Weg auf die Straße. Zuflucht können sie dann im Casa Refugio finden. Platz ist für 20 Frauen zwischen 12 und 18 Jahren. Sie werden sozial und psychologisch betreut mit dem Ziel, dass jede Frau ihr eigenes Heim gründen kann.
Casa de Paso:
Casa de Paso heißt so viel wie „Haus des Übergangs“. Es handelt sich hier um ein Zentrum in dem verschiedene Projekte untergebracht sind.
Allem voran ist es ein Ort an dem Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben, kurz verschnaufen können. Sie kriegen hier eine warme Mahlzeit, können sich duschen und ihre Wäsche waschen. Zusätzlich haben sie hier Zugang zu einem Programm zur Alphabetisierung, zu pädagogischer Betreuung und einer Computerausbildung. Auch allgemeinmedizinische und zahnärztliche Hilfe können sie hier erhalten. Viele bleiben Stunden bis wenige Tage und gehen dann wieder zurück auf die Straße. Sie haben aber auch die Möglichkeit, später in einem anderen Projekt der Fundación unterzukommen. Auf der Straße ist das Leben oft geprägt von Gewalt, Alkohol und Drogen. So müssen sich die Kinder und Jugendlichen oft erst an das Leben in einem Wohnheim gewöhnen.
Angegrenzt an das Zentrum ist das Projekt Calle(Straße). Hier gehen Streetworker täglich zu den Aufenthaltsorten der Kinder, geben ihnen soziale und psychologische Hilfe und versuchen sie an weitere Projekte anzubinden.
Ebenfalls an das Zentrum ist das Projekt „Trabajadores de la Calle“. Hier werden Kinder und Jugendliche unterstützt, die auf der Straße arbeiten, wie zum Beispiel die in La Paz sehr häufigen Schuhputzer. Sie können hier eine vielfältige Unterstützung erhalten. Beispielsweise eine psychosoziale Beratung und Begleitung und der Zugang zu einem breitgefächertem Bildungs- und Freizeitprogramm.
Untergebracht in dem Zentrum ist auch das Projekt Apoyo Pedagógico. Dies bedeutet soviel wie „pädagogische Unterstützung“. Hier werden rund 140 Kindern und 40 Erwachsenen Hausaufgabenbetreuung, Alphabetisierungskurse sowie Computer- und Internetkurse angeboten.
Zu guter Letzt ist auch der Kindergarten CEIKU teil des Zentrums. Hier werden rund 60 Kinder betreut. Er ermöglicht, durch die Betreuung, jungen Müttern die meist auf der Straße arbeiten ihrer Tätigkeit nachzugehen.
Projekt Centro Integral Periférica:
Dieses Projekt in einem der ärmsten Stadtteile von La Paz soll die Chancengleichheit von Kindern und Familien verbessern. Untergebracht sind ein Kindergarten, eine Hausaufgabenbetreuung und ein Jugendzentrum. Alles zu dem Zweck, eine dem Alter entsprechende Entwicklung der Persönlichkeit zu erreichen.
Projekt Centro Betaña:
Nach einem ähnlichen Prinzip wie das Projekt zuvor bietet auch dieses Projekt in einem anderen armen Stadtteil von La Paz Kindern und Familien Unterstützung.
Projekt Apoyo Familiar:
bedeutet überstzt soviel wie „familiäre Unterstützung“. Hier erhalten über 150 Familien, die in extremer Armut leben Untersützung. Für einen befristeten Zeitraum erhalten sie Zuschüsse für Lebensmittel, Miete und Schulmaterialien. Es soll den Familien geholfen werden sich selbst zu helfen. Hierfür helfen Projektmitarbeiter bei der Vermittlung von Arbeitsstellen oder der Eröffnung eines kleinen Ladens.
Projekt Apoyo Educativo:
Hier erhalten rund 80 Kinder tägliche schulische Unterstützung. Außerdem erhalten sie ein warme Mahlzeit und eine Tagesbetreuung. So können die Eltern, die oft auf der Straße arbeiten und einem anderem Projekt der Fundación angehören, ihrer Tätigkeiten nachgehen. Für die Eltern gibt es außerdem Alphabetisierungskurse.
Unidades Productivas:
Hierzu gehören die Werkstätten der Fundación. Hier können ehemalige Straßenkinder eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle finden und haben so die Möglichkeit zu einem Einstieg in die Arbeitswelt. Es gibt eine Bäckerei, ein Kunsthandwerksbetrieb, ein Restaurant und zwei Verkaufsläden.
Heilbehandlung:
In Bolivien gibt es keine gesetzliche Krankenversicherung. So haben Straßenkinder und Familien in ärmsten Verhältnissen nahezu kein Zugang zu medizinischer Versorgung. So kann es, denke ich, als echter Meilenstein der Fundación gesehen werden, dass 2001 ein eigenes Krankenhaus eröffnet wurde. Das Hospital Arco Iris (HAI). Es gibt über 100 Betten und eine ambulante wie auch eine stationäre Behandlung. Eine Besonderheit ist hier, dass das Krankenhaus für die Bevölkerung, die nicht von Armut betroffen ist, wie ein normales Krankenhaus fungiert. Lediglich die Behandlung von Straßenkindern, Kindern und Jugendlichen der Wohnheime sowie armer Familien werden durch Spenden finanziert. Im laufe der Jahre wurden so über 60.000 Bedürftige behandelt.
Außerdem gibt es mehrere mobile Ambulanzen, medizinisch ausgestattete Fahrzeuge, die täglich in den ärmsten Stadtteilen unterwegs sind, um auch den ärmsten eine allgemeinmedizinische und zahnärztliche Behandlung zu ermöglichen.
Freiwilligendienst:
Seit einigen Jahren entsendet der Verein zur Förderung der Straßenkinder in Bolivien e.V. junge Menschen in die verschiedenen Projekte der Fundación. Der Förderverein bzw. Freiwerk vom DRK Nordrhein ist als Entsendeorganisation beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Träger des entwicklungspolitischen Programms „weltwärts“, anerkannt.
So viel zu den Projekten. Ich hoffe ihr konntet einen Eindruck davon erhalten, wie die Fundación Arco Iris auf der einen Seite Straßenkindern direkt in ihrem täglichen Leben hilft und auf der anderen Seite präventiv Kinderarmut bekämpft. Damit es gar nicht erst dazu kommt, dass Kinder auf der Straße landen.
Das aktuellste offizielle Video von Arco Iris ist auf Englisch:
Die letzten offiziellen Videos auf deutsch sind schon ein paar Jahre alt. Verdeutlichen die Arbeit aber genauso:
Wer sich näher über Arco Iris informieren möchte, kann das hier auf deren Internetauftritt tun.
Zum Schluss möchte ich euch noch ein Interview mit „Padre Jose“ ans Herz legen. Es ist auch schon einige Jahre alt. Mir hat es aber am besten ein Gefühl für die Arbeit der Fundación Arco Iris gegeben:
Nun haben wir euch sehr viele Informationen zu der Spendenaktion gegeben. Ich hoffe durch die letzten Beiträge konntet ihr euch ein Bild darüber verschaffen.
Wir hatten die Aktion ursprünglich so geplant, dass ich erst das Everesting in Bolivien mache und wir anschließend das Spendenkonto auf der Homepage aufführen. Nun haben wir aber wiederholt die Frage erhalten, wo und wie man den spenden könne. So haben wir uns entschieden, das Spendenkonto ab jetzt auf der Homepage aufzuführen. Ihr findet es unter dem Menü. Es handelt sich bei dem Konto um das offizielle Spendenkonto des Vereins zur Förderung der Straßenkinder in Bolivien e.V.. Ihr könnt natürlich spenden wann ihr möchtet. Genauso freue ich mich aber auch weiterhin über jeden, der mich pro Höhenmeter unterstützt und dann erst nach dem Everesting spendet. Jeder der spenden möchte, kann sich auch weiterhin als Spender auf unserem Logo eintragen lassen. Schreibt uns dafür einfach eine Email mit dem Namen, mit dem ihr erscheinen wollt ([email protected]).
Jetzt sind es noch knapp vier Wochen bis das Eversting geplant ist und so wird es ab jetzt in den nächsten Beiträgen vermehrt um die sportliche Seite der Aktion gehen. Im nächsten Beitrag wird es um die größte Hürde gehen, die ich bei diesem Everesting überwinden muss. Bleibt also gespannt! ✌️
2 Antworten zu “Fundación Arco Iris”
Sehr schön gemacht! Tolle Leistung. Hoffe es bringt den Straßenkindern was ein.
Liebe Grüße
Rainer Langenbacher
Was für ein toller Beitrag und beeindruckender Mensch Padre Jose!