Bolivien: Land der Extreme!

So, aufgepasst! Jetzt kommt Länderkunde!! Also alle einen Zettel schnappen und das wichtigste notieren!
Ne, im Ernst. Ich hoffe das wird jetzt nicht zu trocken. Aber da die Spendengelder nach Bolivien gehen, wollte ich euch zumindest etwas über das Land erzählen. Und wer weiß? Vielleicht wird ja jemand neugierig. Bolivien ist auf jeden Fall eine Reise wert!

Bolivien ist wahrlich ein Land der Extreme. Von dem tropisch, feuchten Tiefland im Osten, dass 59% der Fläche ausmacht, über eine subandine Zone von steilen, unzugänglichen Tälern, den sogenannten Yungas, bis hin zum angrenzendem Hochland, das sich durchschnittlich auf über 3600 m ü. NN befindet, dem sogenanntem Altiplano. Bolivien ist mit einer Fläche von 1.098.581 km² dreimal so groß wie Deutschland und hat dabei eine Einwohnerzahl von 11,7 Millionen Menschen. Laut Verfassung gibt es 37 offizielle Sprachen. Die häufigsten sind dabei jedoch Spanisch, Quechua, Aymara und Guarani. Und ca. 47% der Bolivianer sprechen nur noch Spanisch.

Das Tiefland ist flächenmäßig der größte Teil Boliviens. Hier liegt mit Santa Cruz auch die Bevölkerungsreichste Stadt(1,9 Millionen Einwohner). Die Region um Santa Cruz gilt als industriell stärkste Region in Bolivien. Der Norden des Tieflands gehört zum Amazonasbecken und ist geprägt von tropischen Regenwald mit einer reichen Flora und Fauna. Der südliche Teil des Tieflandes gehört mit seinen trockenen Savannen zum Gran Chaco.

Die Yungas bilden den Übergang vom Tiefland zum Hochland. Sie sind geprägt von steilen Tälern. Feuchte Winde aus Nordost machen diese Täler äußerst fruchtbar. Dank ihnen kommt die Bevölkerung des Hochlands in Genuss einer unglaublichen Vielfalt an Früchten. Hier gibt es auch die gefährlichste Straße der Welt: „El Camino de la muerte“ (Straße des Todes). Lange war diese Straße der meist genutzte Handelsweg zwischen dem Hochland und den fruchtbaren Yungas. Es gab unzählige grausame Unfälle. Heute wird sie hauptsächlich von mutigen Touristen mit dem Mountainbike genutzt.

Die Hochebene Altiplano liegt zwischen zwei Haupketten der Anden und erstreckt sich über 1800km von Nord nach Süd. Hier leben rund 60% der Bolivianer. In den umgrenzenden Andenketten liegen die höchsten Gipfel Boliviens: Der Illimani (6439m), der als Wahrzeichen von La Paz gilt, und der höchste Berg Boliviens, der Sajama (6542m). Im Norden des Altiplano befinden sich zwei der größten Städte Boliviens. La Paz und El Alto. Sie sind direkt aneinander grenzend und können als ein Ballungsraum gesehen werden. La Paz ist der Regierungssitz Boliviens und liegt in einem Talkessel, direkt unterhalb des Altiplano. El Alto war zunächst nur eine Siedlung oberhalb von La Paz. Erst in den 50er Jahren wuchs sie rasant an, da der Platz im Talkessel von La Paz begrenzt ist. So wuchs die Bevölkerung in La Paz seit 1992 kaum an. Die von El Alto hingegen hat sich seitdem mehr als verdoppelt. 1985 wurde El Alto eine eigene Stadt und hat mittlerweile mehr Einwohner als La Paz. Historisch vereinfacht kann man sagen, dass El Alto eine Ansammlung von indigenen Bevölkerungsgruppen überwiegend aus dem Hochland ist, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft den Weg in die Stadt gewählt haben. La Paz ist auch der Heimatort meiner Frau, ihre Familie lebt weiterhin dort und hier wird der Everesting-Versuch voraussichtlich stattfinden. Der Schwerpunkt der Fundación Arco Iris liegt ebenfalls in diesem Ballungsraum (ca. 2Millionen Menschen) und so geht es in dieser Spendenaktion um diese Region.

Weitere Sehenswürdigkeiten des Hochlands sind der auf 3800m gelegene Titicaca See, die Ruinenstätte Tiwanaku, die Bergbau Stadt Potosí mit dem Cerro Rico und der Salar de Uyuni, der weltweit größte Salzsee.

Wem das alles zu viel Text war, kann sich hier auch kurz eine Zusammenfassung der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Boliviens angucken:

Wer neugierig geworden ist, kann sich hier eine ausführliche Dokumentation über die bolivianischen Anden ansehen:

Bolivien hat eine äußerst vielfältige Kultur. Was nicht überraschend ist, wenn man überlegt, dass es mind. 35 Sprachen und ebenso viele Volksgruppen gibt. Darunter zum Teil sehr kleine indigene Gruppen im Regenwald des Amazonasbeckens. Es gibt nichts, wodurch diese bunte Vielfalt besser zum Ausdruck gebracht wird, als in den Tänzen und Rhythmen des Landes. Es gibt unzählige Tänze und alle haben ihren eigenen Rhythmus. Ihren Ursprung haben alle in einer der unterschiedlichen Kulturen und trotzdem gehören sie zusammengenommen zu einer bolivianischen Identität. Zelebriert werden die verschiedenen Tänze in großen Volksfesten. Darunter gibt es zum Beispiel „La Fiesta de Señor Jesus del Gran Poder“ in La Paz und allen voran den Carnaval de Oruro. Mit rund 300.000 Besuchern gehört er durchaus zu den großen Karnevalsveranstaltungen der Welt.

Nehmt euch doch zwei Minuten Zeit und erhaltet einen kurzen Einblick in diese bunte Vielfalt. Es lohnt sich!

Lange galt Bolivien als ärmstes Land Südamerikas. In den letzten 15 Jahren verzeichnete das Land steigende Wirtschaftszahlen und trotzdem gehört Bolivien noch zu den ärmsten Ländern Südamerikas. So liegt das BIP pro Kopf bei 3.168 US$. Das von Deutschland liegt zum Vergleich bei 46.216 US$. Ca. ein viertel der Bolivianer lebt von weniger als 5,50 US$ pro Tag. Ca. 38% leben unter der Armutsgrenze.

Besonders betroffen von der Armut sind dabei die Kinder. So erleben immer noch rund 25 von Tausend Kindern nicht ihren 5. Geburtstag. In Deutschland sind es zum Vergleich 3,8. Kinderarbeit ist in Bolivien weites gehend anerkannt. So gibt es über 800.000 Kinder in Bolivien die arbeiten müssen. Diese Kinder haben teilweise kaum Zugang zum Bildungssystem und da es kaum soziale Absicherung gibt, landen immer wieder Kinder komplett auf sich allein gestellt auf der Straße. Ein weiterer Grund, warum Kinder auf die Straße flüchten, ist die weit verbreitete und teilweise extreme häusliche Gewalt. Jedes Kind hat dabei seine eigene Geschichte. Was die meisten gemeinsam haben, ist dass sie am untersten Rand der Gesellschaft leben und kaum Selbstbewusstsein haben. Hier kommen wir nun zu der Fundación Arco Iris. Seit mehr als 25 Jahren setzten sie sich für Kinder in La Paz ein und versuchen ihnen zu einem Weg ins Leben zu verhelfen. Über diese Arbeit und über die verschiedenen Projekte der Fundación Arco Iris möchte ich euch im nächsten Beitrag erzählen.✌️


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