Der entscheidende Unterschied!

Einige Rad-Afine unter euch haben vielleicht die Nase voll von Everestings. Und auch ich wäre in heimischen Gefilden wohl nicht auf die Idee gekommen noch ein Everesting zu machen. Doch es gibt bei diesem Everesting einen entscheidenden Unterschied zu den meisten anderen: Die Höhe!

Wenn wir nun wieder nach La Paz in Bolivien fliegen, landen wir auf einer Höhe von 4000m über Meer. Die Höhenluft spürt man mit dem ersten Atemzug.

Es folgen Tage der Akklimatisierung. Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit, Nasenbluten und das Gefühl von leichter Luftnot sind in den ersten Tagen eher normal und Zeichen der stattfindenden Höhenanpassung des Körpers. Nach einigen Tagen fühlt man sich dann halbwegs fit. Doch selbst Treppensteigen kann immer noch zur Tortur werden.

So habe ich, seitdem mich diese Idee nicht mehr loslässt, auch eine gehörige Portion Respekt vor diesem Versuch. So wird dieses Everesting tatsächlich zur richtigen „Challenge“ und ein erfolgreicher Abschluss alles andere als reine Formsache.

Akklimatisierung

Desto höher man kommt, desto geringer wird der Luftdruck. Dadurch kann der Körper mit jedem Atemzug weniger Sauerstoff aufnehmen. Um das zu kompensieren reagiert der Körper mit einer erhöhten Atemfrequenz und einer erhöhten Herzfrequenz. So liegt der morgendliche Ruhepuls ca 10 bis 20% höher als normalerweise. Bei einer guten Akklimatisierung können sich diese Werte wieder dem normalen Level annähern.

Ganz entscheidend für eine gut Akklimatisierung sind wohl die ersten Tage. Um dem Körper zu helfen, sich bestmöglich an die Höhe anzupassen, helfen einige Verhaltensregeln. Dazu gehören:

  • Viel Ruhe! In den ersten Tagen sollte man sich möglichst wenig bewegen und wenn doch, dann nur sehr langsam.
  • Viel, viel trinken!
  • Gut Essen um den Körper mit ausreichend Energie zu versorgen
  • Eher drinnen aufhalten und die Sonne meiden
  • Stress vermeiden
  • Möglichst gut schlafen

Doch auch nach erfolgter Akklimatisierung kann die Höhe für die sportliche Leistungsfähigkeit erbarmungslos sein und dazu führen, dass er Körper überhaupt nicht mehr in der Lage ist sportlich aktiv zu sein. Einmal zu lange zu tief gegangen und man fängt so heftig an zu keuchen, dass man gezwungen ist abzusteigen und sich neben sein Rad zu setzen. Diese Erfahrung musste ich selbst auf kleinen Runden mit dem Mountainbike machen. Und erholen tut sich der Körper von solchen intensive Sequenzen um ein vielfaches langsamer als in gewohnter Höhe. Es gilt also das Ganze möglichst kontrolliert und gleichmäßig anzugehen.

Faktor Strecke

Um eine kontrollierte, gleichmäßige Intensität aufrecht erhalten zu können ist die richtige Streckenwahl der wichtigste Faktor. Auf gar keinen Fall darf sie zu steil sein. Alles über 10% sollte in dieser Höhe tabu sein. Da man sonst bei zunehmender Erschöpfung dazu gezwungen wird zu tief zu gehen. Zu flach sollte sie aber auch nicht sein. Sonst wird die Gesamtdistanz um die 8848HM zu erreichen zu groß. Optimal wäre ein Prozentsatz von 8%. Außerdem sollte sie möglichst gleichmäßig sein um zu viele Rhythmuswechsel zu vermeiden. Natürlich habe ich bereits eine Vorauswahl getroffen. Doch die endgültige Entscheidung wird erst nach den ersten Streckentests Vorort fallen.

Faktor Wetter

Habe ich nun eine passende Strecke gefunden. Kann ich sie kontrolliert und gleichmäßig Stunde für Stunde hoch und runter fahren und so meine Höhenmeter sammeln. Ein weiterer Störfaktor dabei könnte das Wetter werden. Wie in solchen Höhen im Gebirge üblich kann das Wetter sehr schnell Umschlagen. Ich habe den Luxus, das ich mich an kein festen Tag halten muss sondern mich mehr oder weniger an die Wettervorhersage anpassen kann. Allerdings ist die Wettervorhersage dort ziemlich ungenau und das Wetter kann trotzdem plötzlich umschlagen. Ich habe dort schon Wolkenbrüche erlebt, durch die Straßen innerhalb kürzester Zeit kaum befahrbar mehr sind. Ist es trocken und die Sonne scheint, scheint sie in diesen Höhen so erbarmungslos, dass man sich ohne Sonnenschutz innerhalb kürzester Zeit die Haut verbrennt. So ist die gefühlte Temperatur in der Sonne immer deutlich höher. Tagsüber werden zu der Jahreszeit Temperaturen von ca. 18 Grad erreicht. Nachts sinken die Temperatur nahe den Gefrierpunkt. Ich werde mich also warm anziehen müssen.

Trotz all dieser Widrigkeiten freue ich mich tierisch auf diese Herausforderung und ich kann es kaum erwarten mich endlich in ein paar Tagen vor Ort aufs Rad zu setzen und die ersten Streckentests durchzuführen. Ich bin fest entschlossen möglichst viele Höhenmeter zu erreichen. Am besten natürlich die vollen 8848! Sehr motivierend hierfür sind natürlich die Spenden pro Höhenmeter.

Nachdem ich euch jetzt etwas über die Schwierigkeiten dieses Everestings erzählt habe, möchte ich euch nächstes Mal einen kleinen Überblick über meine Vorbereitung geben. In den letzten Monaten habe ich unter anderem das eine oder andere Halb- Everesting absolviert. Direkt im Anschluss an den nächsten Beitrag werden wir dann nach Bolivien aufbrechen, sodass der folgende Beitrag dann bereits aus Bolivien sein wird. Wir freuen uns schon sehr darauf, euch die ersten Eindrücke aus Bolivien zu geben!✌️


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