Die Vorbereitung

Nachdem ich im letzten Beitrag mit der Höhe den größten Gegner dieses Everestings in den Vordergrund gestellt habe. Möchte ich dieses Mal etwas mehr Positivität verbreiten.

2020 bin bereits ein Everesting am Petersberg bei Bonn gefahren. Grundsätzlich habe ich das also drauf. Zumal ich mich die letzten zwei Jahre noch gesteigert habe. Im vergangenem Jahr bin ich insgesamt15.000km gefahren. Dieses Jahr lief zu Beginn mit einigen kleineren Infekten und einer Covid Infektion etwas holprig und so bin ich aktuell bei ca. 10.000 Jahreskilometern. Wattwerte? Ich habe keine Ahnung. Ich bin noch nie mit Wattmessung gefahren und auch meinen Pulsgurt habe ich seit Jahren nicht mehr angezogen. Mir ist durchaus bewusst, dass Trainingseinheiten nach Gefühl niemals so effizient sein werden wie Trainingseinheiten nach Herzfrequenz oder nach Wattdaten. Doch macht mir das „freie“ Fahren einfach mehr Spaß und darauf kommt es ja am Ende an! Die größte Faszination am Radsport war für mich immer das schnell berghoch fahren und da sich diese Faszination durchaus mit den mir angeborenen Voraussetzungen deckt, habe ich stets versucht mich als Bergfahrer weiter zu entwickeln. So bin ich aktuell schon bei ca. 90.000 gefahrenen Höhenmetern dieses Jahr. Da sollten doch 8848 jetzt auch noch möglich sein!

Seit dem Sommer habe ich angefangen mich konkret auf das Everesting in Bolivien vorzubereiten. Ausgiebiges Ausdauertraining wäre hier das am naheliegendste. Doch den größten Schwerpunkt habe ich auf hochintensive Intervall Einheiten gelegt, um eine höchst möglich Fitness zu erreichen. Das basiert auf meinen eigenen Erfahrungen, die ich bei den letzten Bolivien- Aufenthalten gemacht habe. Ich hatte immer das Gefühl, je höher mein Fitness- Stand bei Anreise war, desto Leistungsstärker war ich im Anschluss an die Höhenanpassungsphase. Diese Phase durchläuft man immer, mit den im letzten Beitrag erwähnten Symptomen. Je nach Veranlagung fallen die Symptome stärker oder schwächer aus. Doch habe ich einen deutlichen Unterschied meiner Belastbarkeit im Anschluss an diese Phase gemerkt, je nachdem wie hoch mein Fitness- Stand bei Anreise war. Unter „normalen“ Bedingungen ist ein Everesting im Bereich meiner Ausdauerleistung. Also ging es in meiner Vorbereitung hauptsächlich darum, meinen Körper bestmöglich darauf vorzubereiten, diese Ausdauerleistung, auch in der Höhe abrufen zu können.

Trotzdem habe ich auch einige Halb- Everestings in die Vorbereitung eingebaut. Einmal um den Körper etwas an diese doch sehr ungewöhnliche Belastung eines Everestings zu gewöhnen und außerdem auch um sich an die Hohe Anzahl an Höhenmeter zu gewöhnen. Ganze Everestings habe ich, um den Körper nicht zu sehr in eine Erschöpfung zu fahren, bewusst vermieden.

1. Halb- Everesting

Eines dieser Halb- Everstings habe ich an dem Anstieg nach Orsberg absolviert. Eine 800meter lange Rampe bei Erpel am Rhein. Auf 800metern überwindet sie 100 Höhenmeter und ist so 12,9% im Durchschnitt steil. Mit einer maximalen Steigung von ca. 17%. Um auf 4424 Höhenmeter zu kommen musste ich die Steigung 44mal absolvieren. Nach ca. 30 Wiederholungen hat mir die Steilheit des Anstiegs ziemliche muskuläre Schmerzen zugefügt. Was im nachhinein überhaupt nicht überraschend ist. Die Abfahrt hat lediglich 1min gedauert und so war ich die 4h53m mit nur sehr kurzen Erholungsphasen fast durchgehend auf einer Steigung von über 10% unterwegs. Eine Pause von 15min habe ich in der Mitte eingebaut. Insgesamt bin ich so deutlich über 30km bei einer Steigung von über 10% geklettert. Was ich bisher nie in diesem Maß gemacht hatte. Trotzdem konnte ich mich auch noch die letzten male über das Steilstück quälen und konnte mit einer Zeit von 4h53m42s das bisher dritt schnellste Halb- Everesting in Deutschland fahren. Es hat mir aber nochmals deutlich gezeigt, dass ich in der Höhe definitiv eine niedrigere Steigung wählen sollte und lieber eine längere Distanz in Kauf nehmen sollte.

2. Halb- Everesting

Ein weiteres Halb- Everesting habe ich am Steinerberg bei Kesseling in der Eifel absolviert. Der Steinerberg ist vielleicht sogar mein Lieblingsanstieg in meinem Trainingsgebiet und auf jeden Fall einer der schönsten Anstiege der Eifel. Auf 4,1km führt ein kleiner Asphaltstreifen in acht Kehren von Kesseling auf den Steinerberg(Das Beitragsbild stammt von diesem Anstieg). Auf den 4,1 km überwindet der Anstieg ca. 280Hm und ist so 7% im Schnitt steil. Mit einer max. Steigung von ca 13%. Gerade der obere Teil des Anstiegs hat Abschnitte mit über 10%. Leider ist der Asphalt mittlerweile in einem miserablen Zustand und so ist die Abfahrt in Kombination mit den vielen engen Kurven(plus Schmutz, Steinen und Splitt auf der Straße) durchaus eine Herausforderung. So ist dieser Anstieg auch eigentlich nur bedingt für ein Everesting geeignet. Doch die wirklich schöne Auffahrt hat am Ende für mich den Ausschlag gegeben. Für das Halb- Everesting musste ich den Anstieg insgesamt 16mal absolvieren. Im Vergleich zum Halb- Eversting bei Orsberg, gingen mir die Hm viel leichter von der Hand. Durch die geringere Steigung konnte ich einen angenehmen Rhythmus fahren und so empfand ich dieses Halb- Everesting, trotz der fast 3 Stunden längeren Fahrtzeit, als deutlich einfacher zu fahren. Was mir erneut gezeigt hat, dass die Steilheit der Strecke extrem entscheidend ist. Mit Hin- und Rückfahrt bin ich an dem Tag fast 6000Hm erklettert. So war es eine wirklich gute Vorbereitung auf das bevorstehende ganze Everesting.

3. Halb- Everesting

Während sich am 3. Oktober deutsche Jedermänner und Profis auf den Straßen rund um Münster die Kante gaben, bin ich früh morgens zu meinem dritten und letzten Halb- Everesting während der Vorbereitung aufgebrochen. Noch ein letztes Mal wollte ich meinem Körper zeigen, dass es demnächst um Ausdauer und allem voran um viele Höhenmeter gehen wird. Hierfür bin ich zum Anstieg zwischen Unkelbach und Oedingen, nahe Remagen, gefahren. Dieser Anstieg ist 2,1 km lang und überwindet ca. 120 Höhenmeter. So ist er mit 5,7% Durschnittssteigung nicht besonders steil. Deshalb war es mit 160km auch das Halb- Everesting mit der längsten Distanz. Mit 8 Stunden war es auch etwas langwierig. Dafür allerdings auch nochmals eine gute Ausdauereinheit. Bis zum Ende konnte ich einen guten Rhythmus fahren und hatte nie das Gefühl allzu erschöpft zu sein. So bin ich mit einem guten Gefühl aus dem letzten Halb- Everesting gegangen.

Seitdem verliefen die letzten Wochen wieder etwas wechselhaft, mit dem ein oder anderem herbstlichen Infekt. So konnte ich diese Zeit nicht besonders viel trainieren. Trotzdem reise ich alles in allem in einer guten Verfassung nach Bolivien. Morgen ist es nun soweit und wir fliegen Richtung Bolivien. Das bedeutet, der nächste Beitrag wird dann bereits von dort sein. Die nächsten Tage steht nun die Akklimatisierung im Vordergrund. Je nach Internetverbindung und Begebenheiten vor Ort, kann es ein, dass wir uns ein paar Tage länger nicht melden. Früher oder später wird es aber auf jeden Fall die ersten Rad- Bilder auf bolivianischen Straßen geben!✌️


2 Antworten zu “Die Vorbereitung”

  1. Wow der 3. schnellste Halb-Everesting in Deutschland! Und der schnellste mit der Steigung!
    Habt eine gute Reise und ich bin so gespannt auf die nächsten Bilder <3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.