Erste Streckentests

Zunächst mal möchten wir uns für das Feedback bedanken, das wir erhalten. Jedes dieser Feedbacks motiviert uns die Aktion zu Ende zu bringen.

Wir hatten euch im letzten Beitrag Rad-Bilder auf bolivianischen Straßen versprochen und so war ich auch tatsächlich schon die ersten Male mit dem Rad unterwegs. Aber erstmal dazu, wie die Akklimatisierung verlaufen ist. Ich war bei Anreise leicht erkältet und so hatte ich das Gefühl, dass mein Körper nicht besonders gut mit der Höhe zurecht kam. Den ersten Abend ging es mir echt mies, mit starken Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Diese Beschwerden legten sich ein Tag später zum Glück weitestgehend. Doch es bleibt ein fast dauerhaftes Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfheit. Außerdem habe ich immer wieder mit Nasenbluten zu kämpfen. Doch ich weiß von den letzten Malen, dass sich diese Beschwerden in den nächsten ein bis zwei Wochen noch verbessern werden. Ich habe lange überlegt wie ich die Höhe von 3800m beschreiben soll. Doch es fällt mir echt schwer das in Worte zu fassen. Hier oben gelten einfach andere Gesetze und man darf nicht den Fehler machen, Dinge genauso anzugehen wie man es im Tiefland macht. Das ist nicht nur sportlich gemeint. So ist zum Beispiel auch das Koch Verhalten von Lebensmitteln teilweise anders. Lebensmittel riechen und schmecken auch anders. Natürlich gewöhnen sich Menschen, die dauerhaft hier leben, an diese Umstände und leben auch ohne die Beschwerden, die Menschen haben die sich Akklimatisieren müssen. Doch bleibt das Leben in dieser Höhe auf jeden Fall ein hartes Leben.

Wie geplant, habe ich drei Tage lang so gut wie gar nichts gemacht. Das ist mental gar nicht so einfach, wenn man das Gefühl hat, das es einem dadurch nicht besser geht. So war der erste kleine Streckentests am 4. Tag ein richtig gutes Gefühl. Zwar war es erstmal nur ein sehr kleiner Umfang, aber es hat mir gezeigt, dass ich hier die Berge hoch kommen kann. Aber dazu später mehr.

Um zu der asphaltierten Straße zu gelangen, müssen wir immer erst eine ca 1,5km lange Schotterpiste zurück legen. Dieses Stück ist aufgrund von Beschaffenheit in Verbindung mit Steilheit nicht gut mit dem Rennrad zu befahren und so lege ich den größten Teil dieser Strecke immer zu Fuß zurück. Ein Teil dieser Strecke ist auf dem Titelbild zu sehen. Diese kleine Tal, das dort zu sehen ist wird hier „La Monja“ („Die Nonne“) genannt. Unter den Menschen hier wird sich erzählt, daß nachts dort der Geist einer Nonne sein Unwesen treibt. Außerdem gilt dieses Stück als besonders gefährlich. So ist unter anderem vor drei Jahren dort ein Mädchen bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Am vierten Tag bin ich nun also zum ersten Mal aufgebrochen, um zum ersten Mal bolivianische Straßen unter die Räder zu nehmen:

Das Gefühl nach dem ersten Streckentest war durchwachsen. Einerseits hat es sich unglaublich gut angefühlt, daß ganze endlich in die Tat umzusetzen. Andererseits bin ich nur 300 Höhenmeter gefahren und war doch ziemlich fertig. Außerdem waren die Strecken doch etwas steiler als gedacht und erhofft. So sind doch immer wieder Abschnitte mit 10 und mehr % dabei. Genauso wie gedacht sind es genau diese Abschnitte, die mich immer wieder ungewollt ans Limit bringen. Es ist wirklich ziemlich eindrucksvoll. Zuhause genieße ich solche Anstiege und liebe es sie mit Antritten und Rhythmuswechseln spielerisch zu erklimmen. Hier leidet man einfach nur. Jeder Höhenmeter ist hart erarbeitet. Und genau das muss man annehmen. Die Höhe gibt die Spielregeln vor. Nach und nach habe ich jetzt ein Gefühl dafür bekommen. So fahre ich einfach stoisch Meter für Meter und achte penibel darauf, nicht zu viel Druck aufs Pedal zu bringen. So habe ich jetzt bereits eine Einheit absolviert, in der ich 1000 Höhenmeter am Stück absolviert habe. Trotzdem sind es nach wie vor die Steilen Abschnitte die mir Probleme bereiten. Sobald die Steigung über 8% geht, schnellt mein Puls auf 150-160 hoch und meine Lunge fängt an zu brennen. So ist es nach wie vor noch eine Option, eine Strecke etwas tiefer zu wählen. Tiefer würde dann so in etwas einer Höhe von 3100m entsprechen. Aktuell teste ich Strecken auf einer Höhe von 3800-4100m.

Wir haben jetzt übrigens auch einen Termin an dem wir das Everesting planen, und zwar am 11. November. 11.11. Ist doch ein gutes Omen!

Hier noch ein paar mehr Eindrücke von den ersten Streckentests:

Weil wir ja hier nicht nur wegen dem Everesting sind und weil wir euch mit der Aktion auch das Land Bolivien etwas näher bringen möchten, würden wir euch gerne noch eine Besonderheit aus La Paz vorstellen.

La Paz hat seit einigen Jahren das weltweit größte städtische Seilbahnnetz. So verbinden mittlerweile 10Linien die verschiedenen Stadtteile miteinander. Wenn man die überfüllten Straßen in La Paz sieht und man bedenkt, dass die Stadt einen Höhenunterschied von fast 1000 Höhenmetern hat, ist das eine wirklich gute Lösung. Außerdem ist der Preis von 3 Bolivianos(ca. 40 Cent) für eine Fahrt auch für Bolivianer bezahlbar und nur wenig teurer als die hier sonst üblichen Mini-Busse. Hinzu kommt das der „teleférico“ (Seilbahn) auf vielen Strecken viel schneller ist, als der Weg auf der Straße.

Für Touristen ist der „teleférico“ eine bequeme und gleichzeitig atemberaubende Möglichkeit die Stadt kennenzulernen.

Der Plan für die verbleibenden fast zwei Wochen ist es jetzt weiter die Umfänge der Einheiten zu erhöhen, um den Körper langsam auf die Belastung vorzubereiten. Außerdem werden wir voraussichtlich Ende nächster Woche noch einige Projekte der Fundación Arco Iris besuchen.

Wir werden euch also bis zum 11.11. weiter auf dem laufenden halten. Grüße aus Bolivien. ✌️


2 Antworten zu “Erste Streckentests”

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